Freitag, 28. Dezember 2012

Festive500 - Saisonabschluss 2012

F - wie fulminant kleiner Auftakt
24. Dezember

F wie fulminant.

Kurz vor dem ersten Weihnachtskoller direkt zwischen Schokoladenbuchteln und Bescherung schieben wir die Weichen auf Festive500: Rein in die Winterklamotten und rauf aufs Rennrad. Es geht ganz einsam an der Elbe entlang bis nach Tschechien. Einmal anschlagen und zurück. Am Ende stehen schlappe 25 Kilometer auf dem Tacho. Aber viel wichtiger ist, dass das Festive500 bis dahin nur eine fixe Idee war: zu 50 Prozent Plan, zu 50 Prozent Absurdität, die sowieso nicht stattfinden würde. Die schlappen ersten 25 Kilometer schmissen genügend Gewicht in die Waagschale: Auf alle Fälle würde das stattfinden! Und auf alle Fälle würde ich das schaffen!


Festive500 bei besten Bedingungen eröffnet: Restschnee für die spektakulären Fotos, ansonsten aber alles trocken.

Idyllisch, idyllisch: Auch im tschechischen Hrensko schmückt der Weihnachtsbaum den ordentlichen Vorgarten.

Anschlagen an der tschechischen Grenze und auf gehts zurück. Bloß nicht zu viel vornehmen am ersten Tag.

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E - wie extremer Kopp zwischen Frühstück und Gänsebraten
25. Dezember

E wie extremer Kopp.

Kaum geschlafen die Nacht. Zum weihnachtlichen Abendzusammensitzen kredenzten die Schwiegereltern schweren Rotwein. Und der hat ordentlich Party im Kopf gemacht. Zum nächsten Weihnachtsfeste gibts eine Kiste Wein für die Schwiegereltern. Kann ja nicht immer einen Tag flach liegen, wenn ich mal anstoßen will. Flachliegen war auch für heute keine Option. Der Kreislauf würde es richten müssen. Auch am zweiten Festive-Tag ging es an die Elbe - dieses Mal nach Nordwesten. Die Länge gab der Festtagsbraten vor: Punkt 14 Uhr mussten wir geschniegelt und gebügelt am Familientisch sitzen.

Also auf Richtung Königsstein. Nach der nahezu arbeitslosen Fähre weiter nach Rathen, Pirna bis nach Pillnitz. Dort war die Hälfte der Zeit auch schon um; also bremsen, Rad drehen und wieder zurück. Der Wind ist in der Zwischenzeit auch aufgewacht und blies uns - erstaunlicherweise pupwarm - entgegen. Und noch jemand war aufgewacht: jede Menge Festtagsspaziergänger waren plötzlich unterwegs. Klar, es war ja auch schon um eins - beste Nachgansspaziergangszeit. Unsere Gans wartete auch auf uns. Nach 61 Kilometern rollten wir direkt an den aufgetafelten Mittagstisch und aßen wie die siebenköpfigen Raupen.

Die einzigen Gäste auf der Fähre: Das Caad, das Storck und wir zwei.

Nur weil man mit dem Rad nicht weiterkommt, gehts mit dem Boot auch nicht voran.

Damit die Gans später nicht so in ein Loch fällt, gabs unterwegs noch ein paar Gelgummibärchen für die tapferen Radfahrer.

Wenn der Schwibbogen nicht ins Fenster passt, kommt er eben vor das Haus.

Verdient! Festtagsgans nach dem morgendlichen Sportprogramm.

Tag 2: 86 von 500 Kilometern - Elbe Richtung Pirna.
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S wie Sonne, Schnee und auch mal saukalt
26. Dezember

S wie saukalt.

Der schwierigste Teil am dritten Tag war bereits mit dem Aufstehen geschafft. Die strenge weihnachtliche Tradition sah Mittagessen für 12:30 Uhr vor - geduscht natürlich. Das bedeutete erstmalig Weckerstellen im Weihnachtsurlaub. Mit ganz kleinen Augen gings dann aufs Rad und in die kleinen Berge. Und natürlich belohnte uns der Ausblick für das Mühsal des viel zu frühen Aufstehens.

Weiter oben gabs dann auch wieder - Überraschung! - mehr Schnee ...

... und Eis auch.

In der Kunstblumenstadt Sebnitz hofft man auf den Frühling.

Herrlich: So schön kann Winter sein.

Und wer keine Lust auf Radfahren im Dezember hat, nimmt halt die Kutsche.

Und schon wieder überdimensionierter Festtagsschmuck. Die nehmen das sehr genau mit der Beschmückung da unten.

Schon die Ur-Ur-Großmama war begeisterte Rennradlerin :)

"Vollsperrung heißt doch sicher nicht, dass man da gar nicht durchkommt." Aha ...

Fünf Millionen Kilokalorien alleine verbrannt, um den Körper auf Temperatur zu halten.

Tag 3: 128 von 500 Kilometern - Kirnitzschtal im Elbsandsteingebirge.
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T wie teuflische Seitenwinde
27. Dezember

T wie teuflisch.

Tag 1 der großen Runde, die das Hauptprogramm für unser Festive500 bildet: Von Bad Schandau zurück nach Berlin - an zwei Tagen. Bis Kamenz wehte es uns mehrfach fast vom Rad. Der Wind schob sich von links in das kleine Caad und wenn dann noch ein LKW überholte, ruderten wir ganz schön zwischen Fahrmittelstreifen und Böschung. Auf den Schreck gab es in Kamenz erstmal einen Crêpes mit Banane und Schokolade - der uns auch fast schon für den Rest des Tages über alle Täler brachte. Bei Sonne und bis zu 13 Grad lief es auch eigentlich fast von selbst. Wäre schon Neujahr, hätte das als Saisonauftakt getaugt. Nur die letzten 50 Kilometer waren etwas zäh - trotz Unterstützung von Gevatter Vollmond.

Alles bereit für die große Runde.

Klar war: schöner als Sachsen wird Brandenburg sicher nicht.

Vorboten des Frühlings?

Long live Schwiegermamas Kokoswürfel! Besser als jeder Riegel!

Bei 13 Grad und Sonne lässt sich das Festive hervorragend fahren. Es hätte uns schlimmer treffen können. ... Aber keine Sorge - das wird es noch.

Luxuriös P&P: Parken und Pipi.

Wenn die Sonne des Winters tief steht, werfen auch kleine Radfahrer lange Schatten.

In diesen grünen Strauch bin ich geradewegs reingerauscht. Nur um die Frage zu hören: "Warum bremst du denn nicht??" Ja, genau. Warum brems ich eigentlich nicht?

Nicht auf dem Bild: Kurz nach dem Foto hat der Wind das schöne Rad einfach in den Dreck gepustet.

Und da sage noch mal jemand, der Winter hätte keine Farben.

Garmin weiß doch nicht alles!

Halbzeit bei Festive500: 250 Kilometer kurz vor Sonnenuntergang.

Das letzte Stück kam der Mond mit - und schaltete auch sein China-Lämpchen für uns an.

Tag 4: 280 von 500 Kilometern - Von Bad Schandau nach Lübben.
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I wie immens kalte Füße
28. Dezember

I wie immens.

Der zweite Teil der großen Runde begann hervorragend: Ausschlafen, zwischen sehr vielen weichen, weißen Kissen aufwachen, gediegen frühstücken, beim Zähneputzen auf den Balkon treten und sehr, sehr schnell rückwärts wieder reinstolpern: Minus 3 Grad. Verdammt! Es half alles nichts. Wir zogen alles an, was ging und traten in die Pedale, was die kalten Muskeln hergaben. Brandenburg zeichnete sich heute aus durch Gerade-aus-Straßen-bis-zum-Horizont und kulinarisch schlecht ausgebaute Teeversorgungsstationen. Es gab keine bis Kilometer 50. Zum Glück hatte Irmgard ihr Vorzimmer in Riplos zu einer kleinen Eckstampe umgebaut: Mit Käsekuchen und Tee. Das sind mal hidden places in Europe, Rapha!

Da war die Welt noch in Ordnung: Blick aus dem Bett am Morgen.

Für Didis Radkuriositäten war keine Zeit. Zu kalt. Wollten nur nach Hause.

Kännchen Tee gefällig? Irmgard-sei-Dank! Der Kaffee soll übrigens ganz scheußlich gewesen sein. Aber warm!

Man soll ja nicht nur meckern über das Wetter. Die Sonne gab wirklich alles heute. Ein herrlich klirrender Wintertag.

Ab hier war es fast schon wieder Heimspiel. Hinter Hartmannsdorf auf meiner Lieblingsrunde.

Trotz Kälte immer noch guter Laune.

Tag 5: 379 von 500 Kilometern - Von Lübben nach Berlin.
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V wie Vpfffff ...
29. Dezember

V wie Vpfffff ...

Zurück in Berlin standen noch 120 Kilometer auf dem Programm. Diese wollten wir gemütlich auf zwei Tage à 60 Kilometer aufteilen. Tag eins sah die klassische Nord-Trainingsrunde vor: ein bisschen langweilig, dafür hervorragend zum Kilometermachen geeignet. Die ersten zwanzig Kilometer hat das auch ganz gut geklappt. Dann hatten wir einen Schleicher und mussten anhalten, um den Schlauch zu wechseln. Kein Problem, wir hatten ja alles bei. Nach einigem Gefummel war der Ersatzschlauch drin - ließ sich jedoch nicht aufpumpen. Schien auch kaputt zu sein ... Kein Problem, wir hatten ja noch einen Ersatzschlauch dabei. Also wieder gefummelt und schon konnten wir auch den zweiten Ersatzschlauch nicht aufpumpen. Kann mir mal jemand sagen, wieso wir seit Wochen zwei kaputte Ersatzschläuche spazieren fuhren? Nach einigem Beraten entschieden wir, dass der Schleicher-Schlauch doch gar nicht so schlecht war und die Luft zumindest noch am besten hielt von allen dreien. Also wurde der wieder eingebaut. Nachdem wir nach 30 Minuten also wieder den Status Quo hergestellt hatten, drehten wir um und eierten mit Nachpumpenstopps wieder zurück. Am Ende standen nur 40 Kilometer auf dem Tacho - wegen Mängeln in der Werkzeugtasche. Auweia!

Sowas kennt man ...

... aber dass drei von sechs Schläuchen bei zwei Fahrrädern untauglich sein können, überraschte sogar mich. Learning: Flickzeug ist vielleicht doch nicht so schlecht.

Entsprechend der kurzen Strecke hielten sich auch die Highlights in Grenzen. Hier etwas aus der Kategorie "Als noch Osten war ..."

Und wer erinnert sich noch an die Hartschalensitze und die Falttüren?

Nachpumppause.

Tag 6: 421 von 500 Kilometern - Halbe Nordrunde.
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E wie ehrliche Kilometer
30. Dezember

E wie ehrlich.

Für die Finalrunde wechselte ich das Rad: Der kleine noch fast neue Vuk - das Mountainbike in der Familie - durfte die letzten Kilometer fahren. Sozusagen als Jungfernfahrt. Denn bis auf ein paar Holpersteinen auf kurzen Stadtstrecken hatte der auch noch nichts von der Welt gesehen. Den Mitfahrer wechselte ich auch: Für solche Späße musste der Mountainbiker her.

Aufgrund der Pannenstatistik am Vortage standen also für heute 80 Kilometer an. Kein Problem. So schwer wird das mit dem Mountainbiken ja nicht sein.

... Ohhhhh DOCH!

Der kleine Vuk entpuppte sich als ganz schöne Wildkatze, die gar nicht so leicht zu zähmen ist. Es ging über glitschige Wurzeln, rutschiges Blattlaub, durchpflügten Waldboden (wer macht denn sowas??); ich landete Schuhunter im Sumpf, Kopfüber im Dreck und stolperte sogar beim Schieben über den ganzen Waldunrat. Und jeder Kilometer im Gelände war so zäh wie Kaugummi. Normal plane ich für die 80 Kilometer nicht mehr als 4 Stunden ein. Mit dem Vuk waren wir den ganzen Tag unterwegs.

Dafür sahen wir aber auch eine Wildsau quer hinter uns durch den Wald schießen; Waldwege, die wie Teppich komplett saftgrün durchbemoost waren; Eissterne auf angefrorenen Seen und noch ein paar Eispfade, wo der Wald besonders tief und dunkel war. Letztere hab ich mir auch noch mal aus der Nähe angesehen. Das war der erste von drei blauen Flecken des Tages. Nur die großen mitgezählt.

Ich glaube, ich muss noch viel lernen am Vuk. Ein Stück weit auch noch mal neu Radfahren lernen. Und damit meine ich nicht nur die Technik. Im Gelände ist jeder Kilometer dreimal so schwer wie auf dem Asphalt. Es geht also gar nicht um die Strecke. Es geht immer nur um den Weg. "Ehrliche Kilometer" sprach der Mountainbiker zur Motivation. Mit 80 ehrlichen Kilometern beendete ich das Festive 500 - und bin gespannt auf das neue Fahrradjahr 2013.

Hier war die Welt noch in Ordnung: Schafe neben Asphaltstraße.

Später war dann nix mehr mit Asphalt. Auch einen Weg suchte man mitunter vergeblich.

Wenn der See friert, baut er zum Zeitvertreib Sterne.

Der Mountainbiker in seinem Element - während ich die ganze Zeit versuchte, nur nicht vom Vuk zu fallen. Mit mäßigem Erfolg.

Sieht matschig aus, war aber arschglatt.

Das Vuk (links im Bild) macht Pause im Mittelwald.

Für die Teammotivation gestand auch der Mountainbiker ein, dass es hier und da vielleicht ein kleines bisschen anstrengend war.

Selbst Fotografieren ist mit dem Vuk schwerer als mit dem Caad. Alles wackelt ständig.

Moosboden: Fahren wie auf Perserteppich.

Sieht schick aus, so in der Natur: der kleine Vuk.

Das hab ich mir doch schon die ganze Zeit gedacht: Das sind gar keine Fahrradwege. Hier braucht man richtig schweres Gefährt, um durchzukommen.

Endlich wieder Zivilisation. Bad Freienwalde mit ... Bahnhof!

Glückstaumel beim Anschlagen an der heimatlichen Haustür: bei 505 Kilometern.

Tag 7: 499 von 500 Kilometern - Vuk-Tour nach Bad Freienwalde.

Tag 7: 505 von 500 Kilometern - Die letzten Kilometer vom Bahnhof nach Hause.
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500 wie ...

500 wie ...

Abenteuer, Herausforderung, Wald, Sonne, Licht, Regentropfen, Eisstrecken, Sandwege, viel Asphalt, viel Festtagsbraten, wenig Menschen, Überwindung beim Aufstehen, Begeisterung beim Ankommen. Das könnten wir mal wiederholen ...

Frohes Neues Jahr!

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