Sonntag, 17. Februar 2013

Von Kühen und Schlamm

Nach einem Sommer auf dem Rennrad, nutze ich nun den Winter, um mich Schritt für Schritt an die Mountainbikerei heranzutasten. Die ersten Touren waren eher so "Fall auf Fall", aber das ist ja noch kein Grund aufzugeben.

Ich schaltete also einen Gang zurück und suchte mir ein paar Lulli-Strecken raus, um Rad und Reiter nicht weiter zu beschädigen.

Heute stand ein Ausflug zum Gorinsee im Norden Berlins auf dem Garmin.

Zunächst gings auf dem Mauerradweg raus der Stadt. Viel Stadt, viel Asphalt und ein kleiner Mofa-Unfall. Aber schon bald ging es auf den Pankeradweg und mit ihm kam dann auch etwas Natur ins Blickfeld. Wenn auch nur Fake-Natur.

Fake-Natur auf dem Pankeradweg: Sieht aus wie Natur, ist aber nur ein schmaler Streifen grün/braun zwischen S-Bahn, Gartenkolonie und weggemüllten Alt-Kühlschränken. Und selbst der Waldweg tarnt sich nur so: Unter dem welken Blattwerk samt Erdmatsch hatte man vorsichtshalber geteert. So ein Quatsch.

Es wird langsam: Mehr Natur und weniger Teer auf dem Weg.

Schicker wurde es dann auf dem Barnimer Dörferweg. Das Auge durfte weiter blicken und Fake nahm ab, Natur nahm zu. Hier spazierte mir dann auch ein zirka 70-jähriges Zwillingspärchen entgegen - in komplett gleichem Winterschrumps gekleidet. Und ich fragte mich kurz, wie es sich wohl lebt, wenn man ein ganzes Leben so als Doppelgänger verbringt. Aber bevor ich das Hirn wegen einer Antwort auf die Frage bemühen konnte, war der Moment auch schon wieder vorbei und weiter gings auf dem Barnimer Dörferweg.


Und dann wurde es auch richtig schön. Angefrorene Mini-Seen und Sümpfe. Kleine und große Wälder und hier und da wagte ich mich auch mal querfeldein. Aber immer nur ganz kurz. Ansonsten bestand das Mountainbiketraining heute darin, nicht immer gleich abzusteigen, wenns schwierig wird. Also: durch Schlängelbarrieren durchgebremst, beim Verfahren kleine Minischleifen gedreht und quer durch den Wald über Stock und Stein zur angefrorenen Wasserstelle. Hat nicht alles geklappt. Auch beim querliegenden Baum hab ich im letzten Moment doch noch scharf gebremst. Man muss ja nicht blöd sein und gleich alles probieren. Ziel war ja, das Material ein bisschen zu schonen.

Runter zum Eissee gings nur, wenn man den komfortablen Weg verließ.

Da sage noch mal einer, in Brandenburg gäbe es keine Berge!

Am Zielsee: Gorinsee. Rund um den See hat der Förster scheinbar kürzlich aufgeräumt. Roch alles nach frischem Schnittholz und überall lagen halbe Bäume rum.

Aber 'See' gabs natürlich auch am Gorinsee.

Mit dem Mountainbike kommt man viel dichter an die Natur, hieß es. Da sieht man dann auch mal Kühe mitten auf dem Weg.

Nach Fake-Natur kam Natur. Kommt also nach Fake-Kuh auch Kuh?
Freilaufender Bulle: Bitte mit Abstand (mindestens 25 Meter) und Respekt begegnen ... und ob ich dem mit Respekt begegnen würde ...

Ich bin ja eher so ein bisschen schissig bei Warnschildern. Macht sich ja keiner die Mühe, Warnschilder aufzustellen, wenns komplett ungefährlich wäre. Aber es half alles nichts. Das Garmin sagte, ich muss da lang. Und auf das Garmin hör ich nun mal auch.

Zunächst sah alles ruhig aus ...

Aber ... das hatte ja so kommen müssen. Das Garmin zeigte in Richtung Kühe und Bulle. Und ich sah nicht, wie ich gleichzeitig die geforderten 25 Meter Abstand halten sollte UND da vorbei fahren konnte.

Beweisfoto Nr. 1 - schemenhaft, weil aus der Hüfte geschossen.

Beweisfoto Nr. 2 - kleine Kuh, aber bewacht von dem Bullen, der fast eindeutig zu erkennen ist auf ...

... Beweisfoto Nr. 3

Und für die, die noch zweifeln, ob ich wirklich an dem Bullen vorbeigefahren bin ...
Mut und Tapferkeit ins Gesicht geschrieben.

Kurz von dem Schrecken erholen ...

Und mit der Weidetierroutine kommt auch die Gelassenheit. Hier hab ich mich schon getraut vom Vuk zu klettern und mal ein Foto mit ruhiger Hand zu machen.
Na gut, das waren ja auch noch ganz kleine Kühe.

Auf dem Panketalradweg ging es dann wieder nach Berlin rein. Und hier wartete ein alter Bekannter. Den Baum hatte ich auch im Sommer schon fotografiert. Vom Rennrad aus ...

Vier Jahreszeiten? Dann muss ich nur noch zweimal zurückkommen.

Kurz bevor die Stadt wieder Überhand nahm, wartete noch ein kleiner Feldweg auf mich. Leider war hier schon lange nicht mehr Weg, sondern vielmehr offenbar Schneeschmelze gewesen. Aber das Garmin zeigte "da lang" und der Alternativweg war zwar asphaltiert, aber sah langweilig aus. Also auf gehts. Ich war ja eh hier, um was zu lernen.

Nun ja, sagen wir so - rühmlich war es nicht. Auf der Plusseite ist zu vermerken, dass ich mich wenigstens nicht in den Schlamm geworfen habe. Auf der Minusseite, dass es ein auf- und absteigen war. Kleinster Gang und es ging nicht vorwärts. Passierte einfach nichts beim Reintreten.

Auch auf der Minusseite: Am Ende sah ich am Rad runter und fragte mich, warum genau ich es vor einer Woche geputzt hatte. Sollte man nicht so oft machen beim Mountainbike. Ist einfach Quatsch.

Da steht der Vuk endlich mal von ganz alleine - und dann ist der Hintergrund so unfotogen ...

Nach dem Schlammfeld war aber nun wirklich auch der letzte Aufreger überstanden und es ging flotten Trittes wieder in Richtung Heimat. Dort warteten auch die Mitnehmbrote, die ich vergessen hatte einzupacken. :)

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